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Jill Keiser

Traumatischer Prozess und Auswirkungen




Gegenüber den aktuellen Nachrichten bin ich konsterniert und ernüchtert. Der westliche Mensch scheint zu einem grossen Teil unter Trauma zu leiden. Anders kann ich mir das Ergebnis der Wahlen in den USA nicht erklären. Wie ich zu dieser Aussage kommen, möchte ich in diesem Blogbeitrag etwas erläutern.


Bereits in einem früheren Blog-Beitrag habe ich auf die Studie von der Universität Freiburg aus dem Jahr 2018 hingewiesen. In dieser wird belegt, dass rund 25% der Eltern mit einer gewissen Regelmässigkeit Strafen anwenden, die von den Kindern als psychisch bedrohlich erlebt werden können. Insgesamt kommen die psychischen Misshandlungen (37%) häufiger vor als physische Misshandlungen (23%). Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass psychische Gewalt weniger gut zu sehen ist und dadurch auch weniger identifizierbar ist wie physische Gewalt. Es kann daher vermutet werden, dass die psychische Gewalt noch häufiger vorkommt als in der Studie angegeben ist. Die Auswirkungen von psychischer Gewalt sind für jüngere Kinder (Kleinkind- und Vorschulalter) noch schlimmer als für ältere Kinder.


Es muss also von einer hohen Anzahl von Menschen ausgegangen werden, die an einem Entwicklungs- und oder Bindungstrauma leiden. Ein Entwicklungstrauma ist für Betroffene schwer zu erkennen. Es wirkt subtil auf und in uns. Das was wir erleben, nehmen wir als normal wahr. Dies gilt insbesondere bei frühkindlichen Traumata und das ist meist der Fall, wenn Eltern die Täter:innen sind. Ein Trauma, das wir in unserer frühen Kindheit erleben und über mehrere Jahre dauert, prägt sich tief in uns ein und wird als Normalität wahrgenommen. Die Reaktionen auf solche Traumata wie; Komplexe, geringer Selbstwert, Unsicherheit, Schüchternheit, Schwierigkeiten die eigenen Impulse zu kontrollieren und damit häufig einhergehende Gefühlsausbrüche, die eigenen Bedürfnisse nicht kennen, fehlende Sozialkompetenz, exzessives Beobachten und misstrauisch sein, in Depressionen verfallen, an Schlafstörungen leiden oder starke Schamgefühle zu empfinden, eine Essstörung zu entwickeln, Hautausschläge oder Autoimunerkrankungen verbinden wir nicht automatisch mit einem Trauma.


Diese körperlichen und psychischen Reaktion sehen wir als eigenständige Probleme und wir wissen nicht, was die Ursachen sind. Tatsache ist jedoch, dass viele dieser Reaktionen und Verhaltensweisen ihren Ursprung in einem frühkindlichen Trauma haben. Diese körperlichen und psychischen Reaktionen sind Versuche vom Körper und Hirn mit dem erlittenen Trauma einen Umgang zu finden. Dabei wird unser System überfordert oder fehlgeleitet und wir entwickeln Krankheiten und Fehlverhalten, die es uns im Alltag erschweren erfolgreich zu sein. Sei es nun bei der Arbeit, in sozialen Kontakten oder Beziehungen. Wir werden von diesen negativen Prägungen gesteuert und lassen uns in negative Abwärtsspiralen führen.


Es ist normal, dass sich Kinder an ihren Eltern orientieren. Es sind die Eltern, die unsere ersten Vorbilder sind und wir lernen von ihnen. Auch wenn sie uns misshandeln. Und das ist noch nicht alles, wir tendieren dazu, das Verhalten der Eltern zu wiederholen. "Jedes Opfer nimmt den Täter in manchen seiner Verhaltens- und Denkweisen sozusagen in sich auf." (Michaela Huber, 2020, S. 104). Dazu kommt, realisiert man ein Trauma nicht, ist man gezwungen, dieses immer und immer wieder wiedzuerleben oder dafür zu sorgen, dass man es wieder erlebt (ebd). Wir sorgen selbst für die Reinszenierung und damit auch für unsere Retraumatisierungen.


Übertragen auf unsere heutige Welt, könnte man vermuten, dass die Wähler von Autokraten oder und Personen mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen einem Wiederholungszwang unterliegen. Mit der Wahl von solchen Führungspersönlichkeiten, garantieren sie, dass sie auch künftig schlecht behandelt und ausgebeutet werden.


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